Das Gremium nimmt Kenntnis.
Festspieldirektor Marcus Bosch hatte die 57. Opernfestspiele
Heidenheim unter das Motto
„Ausnahmezustand“ gestellt. Die Überschrift der ursprünglich
geplanten Saison rund um die Opern „Tannhäuser“ und „I due Foscari“ wurde im
zweiten Jahr der Pandemie zur Klammer für den „OH! KonzertSommer“ im
Heidenheimer Brenzpark und an weiteren Spielorten. Insgesamt erlebten mehr als
7.000 Besucherinnen und Besucher eine weitere Ausnahmesaison, die – ungleich
aufwändiger angelegt als die „Klappstuhlkonzerte“ im Jahr 2020 – viel Erfolg
verzeichnete und mit der Last Night „Klassik unter Sternen“ am 1. August einen
bejubelten Abschluss fand.
Nach dem Ausfall der Spielstätten Rittersaal Schloss Hellenstein (wegen
Sanierung) und Festspielhaus CCH (Nutzung als Impfzentrum) bezogen die
Festspiele im Brenzpark eine eigens errichtete, große Open-Air-Rundbogenbühne
als Hauptspielstätte. Mit Ausnahme der vielbeachteten Wiederaufnahme der Pop-up
Opera „Nau bens hald I“ über den Hitler-Attentäter Georg Elser verzichteten die
Festspiele damit im zweiten Jahr in Folge auf ihr Kernprogramm szenische Oper.
Die schon langgehegte Idee eines großen Musik-Picknicks im ehemaligen
Landesgartenschaugelände „Brenzpark“ wurde nun zu einem kompletten
Festivalprogramm. Der „OH! KonzertSommer“
adaptierte vertraute Orchester-Konzertformate der OH! wie das
Eröffnungskonzert, das Gala-konzert, die Jazzgala und die Last Night für die –
nun elektronisch verstärkten - Park-Konzerte.
Mit einer Aufführung von Verdis „Il trovatore“ war die Oper
immerhin konzertant vertreten. Die Festspielformate wie „OH! in der
Pauluskirche“, „OH! in der Stiftskirche“, die Schlossbergtafel und die
Jazzfrühstücke konnten hingegen – unter Corona-Bedingungen – beibehalten
werden. Ein
handverlesener Sänger- und Solisten-Cast und Ensembles wie
der Stuttgarter Kammerchor, der Tschechische Philharmonische Chor Brünn, die
Cappella Aquileia oder die Württembergische
Philharmonie Reutlingen (erstmals in Heidenheim) boten
internationalen Festspielglanz auch im zweiten Ausnahmejahr.
Festspieldirektor Marcus Bosch zeigt sich mit der Festival-Bilanz mehr als
zufrieden: „Unter
extremen Bedingungen haben wir ein Maximum an Kunst geboten.
Im Park konnten wir aber auch Neues ausprobieren. Die Unterstützung der
Heidenheimer Kommunalpolitik und der Sponsoren und privaten Geldgeber hat sehr
geholfen. Und das Vertrauen des Publikums war für mich in all den Wirrnissen
dieses Jahres einfach völlig überwältigend.“
Im Jahresverlauf startete das Orchester der OH! im Dezember 2021 mit dem
vielbeachteten Zyklus „Brahmsfest“ in die Jubiläumsspielzeit „10 Jahre Cappella
Aquileia“. Die Auszeichnung mit einem der international wichtigsten Musikpreise
OPUS KLASSIK setzte zudem ein großes Ausrufezeichen hinter die so engagierte
wie erfolgreiche Arbeit der Musikerinnen und Musiker für die
Festspielstadt Heidenheim.
Im Bereich Education konnte trotz Pandemieeinschränkungen ein
Klanglabor OH! und ein stark angepasstes Beethoven-Projekt mit
Schulaufführungen im Landkreis Heidenheim vor
begeisterten Grundschülern durchgeführt werden.
Nach der coronabedingten Absage des Neujahrskonzerts und der
Winteroper „Die Zauberflöte“ wurde eine Mozart-Gala über das Streaming-Portal
IDAGIO weltweit übertragen und hat Presse und Zuschauer begeistert.
1. Besucherzahlen
(detaillierte Angaben in Anlage 1)
Die sich laufend verändernden Rahmenbedingungen führten bei
den Festspielen zu einem
Angebot von insgesamt 6.441 belegbaren Plätzen, von denen
5.912 belegt werden konnten, was einer Auslastung von 92% entspricht. Neben der
„Last Night“ waren die Jazzgala, das Requiem bei „OH! in der Pauluskirche“, das
Eröffnungskonzert sowie die beiden Aufführungen des ersten OH!
Familienkonzertes ausverkauft. Das Chorprogramm „OH! in der Stiftskirche“ wurde
an einem Abend zweimal gesungen. Zusammen mit den 350 Besuchern der
Schlossbergtafel und den 1.100 Zuschauern der ganz überwiegend frei
zugänglichen und kostenlosen Aufführungen der
Elser-Pop-up-Oper in Heidenheim und der Region haben 7.362
Menschen die Veranstaltungen des OH! KonzertSommers besucht.
Neujahrskonzert/Winteroper:
Das Neujahrskonzert 2021 musste abgesagt werden.
Auch die konzertante Winteroper „Die Zauberflöte“
von Wolfgang Amadeus Mozart als Kooperation mit der Hochschule für Musik in
München musste wie auch schon die Winteroper im Jahr 2020 abgesagt werden. Die
als Ersatz umgesetzte Mozart-Gala konnte über das Streaming-Portal IDAGIO rund
750 Zuseher erreichen.
2.
Finanzen (detaillierte Angaben in Anlage 2 und 3)
Im Jahr 2021 betrug das Zuschussbudget im Budget 44
insgesamt 1.222.640 Euro (inklusive Nachtrag).
Kostenstelle 92620000100 – Festspiele
Die Einnahmen durch Eintrittsgelder betrugen 65.000
Euro (Haushaltsansatz inklusive Nachtrag 100.000 Euro). Die Kalkulation war zum
Zeitpunkt des Nachtragshaushaltes im Blick auf die Pandemieentwicklung und die
veränderten Spielorte nur überaus grob zu erstellen. Die Sponsoring-einnahmen
lagen bei 334.000 Euro (Haushaltsansatz inklusive Nachtrag 300.000 Euro): Die
überwiegende Anzahl der Sponsoren unterstützte das
attraktive Ersatzprogramm und besonders auch das Bestreben der Opernfestspiele,
den Künstlerinnen und Künstlern Auftrittsmöglichkeiten zu bieten. Auch bei den
Spendeneinnahmen konnte mit 116.000 Euro ein gegenüber dem
überaus vorsichtigen Nachtragsansatz sehr positives
Signal gesetzt werden (Haushaltsansatz
inklusive Nachtrag 5.000 Euro).
Bei den Erstattungen wurden erneut Aufwendungen von
Hilfspersonal von anderen Bereichen und verschiedene Auftritte und sonstige
Erstattungen in Höhe von 15.000 EUR eingenommen. Die Gesamteinnahmen der
Opernfestspiele liegen somit insgesamt um 54.000 Euro über dem
Haushaltsansatz im Nachtragshaushalt.
Die Ausgaben lagen bei 1.274.000 Euro
(Haushaltsansatz inklusive Nachtrag 1.657.850 Euro) und damit um 384.000 Euro
unter dem Ansatz. Zum Zeitpunkt der Nachtragshaushalts-Aufstellung schien die
Raumsituation im Festspielhaus Congress Centrum Heidenheim noch eine szenische
Oper zu ermöglichen. Aufgrund des generellen Wegfalls der Opern konnten trotz
des relativ
aufwändigen Brenzpark-Programms alleine bei den
Veranstaltungskosten über 300.000 Euro eingespart werden.
Kostenstelle 92620000200 – Cappella Aquileia
Die Einnahmen der Cappella Aquileia lagen bei 103.000 Euro
(Haushaltsansatz inklusive Nachtrag 138.000 Euro): Einnahmen durch Spenden und
Sponsoren wurden im Ausnahmejahr ausschließlich in der Kostenstelle Festspiele
verbucht.
Die Ausgaben der Cappella Aquileia lagen bei 381.000 Euro
(Haushaltsansatz inklusive Nachtrag 327.240 Euro). Auch hier ergaben sich nach
der Aufstellung des Nachtrags substanzielle
Änderungen wie die Absage der Verdi-Oper, die Aufnahme von
„Il Trovatore“ und des Kinder-konzerts „Peter und der Wolf“ ins Ersatzprogramm
oder die Streamingformate bei den Meisterkonzerten.
Kostenstelle 92620000300 – Education
Die Einnahmen im Bereich der Education lagen bei 109.000 Euro
(Haushaltsansatz inklusive Nachtrag 184.000 Euro) und somit 75.000 Euro unter
dem Planansatz. In erster Linie resultieren diese geringeren Einnahmen aus der
pandemiebedingten Reduzierung des Projektes BTHVN (Beethoven) 2020.
Die Ausgaben lagen bei 126.000 Euro
(Haushaltsansatz 134.000) und somit um 8.000 Euro unter dem Planansatz.
Kostenstelle 92620000400 -
Neujahrskonzert/Winteroper
Die Einnahmen für das Neujahrskonzert und die
Winteroper beruhen nach der Absage des Neujahrskonzerts und dem Streaming der
„Mozart-Gala“ (Ersatz für Winteroper) mit 30.000 Euro (Haushaltsansatz
inklusive Nachtrag 22.700 Euro) ausschließlich auf einer Spende der
Hanns-Voith-Stiftung und bereits gebuchten Einnahmen für die Winteroper 2022.
Für die „Mozart-Gala“ fielen Ausgaben in Höhe von
101.000 Euro an (Haushaltsansatz inklusive Nachtrag 95.000 Euro).
Das Budget 44 schließt mit einer Gesamteinsparung
von 282.000 EUR gegenüber dem Ansatz im Nachtragshaushalt ab.
3.
Ausblick
In der bevorstehenden Festspielzeit 2022 stehen die
drei Opern „Tannhäuser“ von Richard Wagner (7 Vorstellungen), „I due foscari“
von Giuseppe Verdi (2 Vorstellungen) und das Auftragswerk der Jungen Oper
„Wurst“ (13 Vorstellungen) im Mittelpunkt. Als vierte Produktion soll erneut
die Pop-Up-Oper „Nau bens hald I“ über den Hitler-Attentäter Georg Elser in und
um Heidenheim gezeigt werden. Für „Tannhäuser“ sind zum 04.04.2022 rund 57 %
der Karten verkauft, was nach den schwierigen Corona-Jahren ein guter Wert ist.
„I due foscari“ setzt die Verdi-Reihe der Cappella-Aquileia fort. Die Premiere
wird von Deutschlandradio Kultur aufgezeichnet und ausgestrahlt sowie vom
CD-Label Coviello Classics international veröffentlicht. Für das Galakonzert
der Cappella Aquileia wurde die international renommierte Geigerin Elsbjorg
Helmsing als Solistin gewonnen. Mit der Deutschen Radio Philharmonie
Saarbrücken Kaiserslautern debutiert ein weiteres hochklassiges Orchester bei
den Opernfestspielen. Mit einem A Cappella-Programm ist der Festspielchor aus
Brünn in der Pauluskirche zu Gast. Im weiteren Programm findet sich die 5.
Ausgabe der Biennale für Neue Musik „Zeitgenossen“ (veranstaltet vom
Förderverein für Neue Musik Heidenheim), bewährte Formate wie die
Schlossbergtafel, Jazz zur Festspielzeit (in diesem Jahr erstmals mit der
NDR-Big-Band), das Jazzfrühstück (4 Veranstaltungen), der Blaue Abend (1
Veranstaltung) oder die im Jahr 2018 gestartete Reihe „Quartett der Kritiker“.
In Umwidmung des Formats „Winteroper“ wird im Frühjahr
die Zusammenarbeit mit dem Ballett des Münchener Staatstheaters am Gärtnerplatz
gestartet, die über das Programm „Tanzland“ drei Jahre lang Ballettproduktionen
nach Heidenheim bringen wird und damit das breitgefächerte Kulturprogramm in
Heidenheim erneut aufwertet. Das Neujahrskonzert 2023 soll nach den Absagen in
den Jahren 2021 und 2022 wieder an zwei Abenden geboten werden.
Simone Maiwald
Bürgermeisterin